Liebe Freunde von HORCH UND GUCK,
liebe Leser, liebe Unterstützer,

 

wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir, das Bürgerkomitee Leipzig e.V., die Herausgeberschaft der Zeitschrift HORCH UND GUCK übernommen haben. Der bisherige Herausgeber, das Bürgerkomitee „15. Januar“ e.V. aus Berlin, hatte uns gebeten, die Projektträgerschaft zu übernehmen, da es sich nicht mehr in der Lage sah, das weitere Erscheinen der Zeitschrift auf dem bisherigen Niveau zu gewährleisten. Durch die Übernahme möchten wir den Erhalt dieser außerordentlich wichtigen Aufarbeitungspublikation sichern.

Das Bürgerkomitee Leipzig entstand ebenso wie der bisherige Herausgeber direkt im Zuge der Friedlichen Revolution. In der Nacht vom 4. zum 5. Dezember 1989 besetzten Montagsdemonstranten die Leipziger Stasi-Zentrale. Aus dem losen Verbund der Besetzer entstand noch in der Nacht das Bürgerkomitee. Dieses verfolgt das Ziel, Zeugnisse und authentische Orte von Repression und Verfolgung in der DDR zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Neben der Auflösung des MfS und der Sicherung der Akten stand immer auch die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Funktionsweise der SED-Diktatur im Mittelpunkt der Bemühungen. Mit seiner Arbeit versucht das Leipziger Bürgerkomitee die Erinnerung an das Unrechtsregime der DDR wach zu halten und den Tendenzen der Ostalgie entgegenzuwirken. Bei aktuellen Debatten zur Thematik DDR und Aufarbeitung meldet sich das Bürgerkomitee regelmäßig zu Wort.

Bereits seit August 1990 betreibt der eingetragene Verein das Museum in der „Runden Ecke“ und präsentiert in originalen Räumen die ständige zeitgeschichtliche Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“. Die Gedenkstätte entwickelte sich in den Folgejahren zu einer festen und kontinuierlich arbeitenden Größe in der Aufarbeitungslandschaft der Bundesrepublik. Seit 1996 ist auch das Museum im Stasi-Bunker, die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leipziger Stasi-Chefs in Machern, Teil der Gedenkstätte, die im vergangen Jahr fast 130.000 Besucher zählte. Weiterhin gehören eine museale Sammlung, die etwa 40.000 teils einmalige Objekte aus allen Arbeitsbereichen der Staatssicherheit umfasst sowie eine Fotosammlung mit ca. 20.000 Aufnahmen zur Friedlichen Revolution und zur Staatssicherheit dazu.

Das Bürgerkomitee Leipzig will HORCH UND GUCK als wichtiges Zeitschriftenangebot, quasi als Premiumanbieter für DDR-Geschichte und kritische Aufarbeitung der SED-Diktatur weiterführen sowie die redaktionelle und finanzielle Arbeitsfähigkeit langfristig sichern. Das Weitererscheinen von HORCH UND GUCK wird durch eine Projektförderung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ermöglicht.

Momentan werden mit dem „Umzug“ der Zeitschrift nach Leipzig die Grundlagen für einen erfolgreichen Neustart geschaffen. Ab 2014 wird HORCH UND GUCK wieder wie gewohnt vierteljährlich in der bewährten Form mit neuen spannenden Beiträgen als Zeitschrift der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ erscheinen. Der Wechsel der Projektträgerschaft nach Leipzig bedeutet keinesfalls eine Verengung des Themen- oder Schwerpunktspektrums. Im Gegenteil, die Themen werden überregional und vielschichtig betrachtet. Auch Widerstand und Opposition gegen die SED-Diktatur werden weiterhin in ihrer gesamten Breite gewürdigt. Die Ergebnisse und Erkenntnisse der Aufarbeitung sollen einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden. Dies bedeutet, dass die Beiträge wie gewohnt wissenschaftlichen Anforderungen genügen und trotzdem allgemeinverständlich verfasst werden. Zeitzeugen erhalten wie bisher die Möglichkeit, über ihre individuellen Erfahrungen zu berichten. Dabei werden auch strittige Positionen und Kontroversen thematisiert.

Das Bürgerkomitees Leipzig e.V. als neuer Herausgeber will dabei sicherstellen, dass dem Blickwinkel der Betroffenen genügend Raum gegeben wird und die historischen und ideellen Wurzeln von HORCH UND GUCK sichtbar bleiben. Im vor uns liegenden Jahr wollen wir vor allem Erfahrungen sammeln und die Zeitschrift konzeptionell weiterentwickeln.

Wir danken an dieser Stelle dem Bürgerkomitee „15. Januar“ e.V. noch einmal ausdrücklich für die bisherige Arbeit zur erfolgreichen Etablierung von HORCH UND GUCK in der Aufarbeitungslandschaft in den letzten mehr als 20 Jahren. Dies zu pflegen und weiterzuentwickeln ist für uns Verpflichtung und Herausforderung.

Bleiben Sie HORCH UND GUCK verbunden. Wir benötigen Ihre Unterstützung für dieses Projekt. Ohne viele treue Leser wird die Zeitschrift auf Dauer nicht leben können. Machen Sie deshalb Freunde, Bekannte oder Kollegen auf HORCH UND GUCK aufmerksam und empfehlen Sie ihnen ein Abo. Wenn Sie Fragen, Anregungen oder Wünsche aber auch Kritik haben, so teilen Sie uns dies bitte mit. Die Internetseite www.horch-und-guck.info bleibt als Informationsseite der Zeitschrift erhalten, alles andere finden Sie unter www.runde-ecke-leipzig.de.

 

Mit freundlichen Grüßen

BÜRGERKOMITEE LEIPZIG e.V.

 


Bürgerkomitee Leipzig e.V. für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)

Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. entstand unmittelbar aus der Friedlichen Revolution und ist heute Träger der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit dem Museum im Stasi-Bunker. Es betreibt damit eine einmalige Gedenkstättenkombination an authentischen Orten.

Wichtigste Aufgabe des Bürgerkomitees ist es, in seiner Gedenkstätte und durch seine politische Bildungsarbeit, die Erinnerung an die Diktatur wach zu halten. Es will einerseits den Wert von Freiheit und Selbstbestimmung deutlich machen und andererseits den Blick für die Gefahren totalitärer Ideologien schärfen.

Als inzwischen renommierte Aufarbeitungsinitiative wirkt das Bürgerkomitee außerdem an der aktuellen Meinungsbildung in der Gesellschaft mit. Es fördert die persönliche, politische, juristische und historisch-wissenschaftliche Aufarbeitung der Arbeitsweisen, Strukturen und Verflechtungen des Staatssicherheitsdienstes der DDR und seiner Nachfolgeeinrichtungen.

Die Gedenkstätte des Bürgerkomitees hat sich auch zu einem Anlaufpunkt für Betroffene und Interessierte und somit zu einem offenen Gesprächsort entwickelt. Der Verein berät einerseits Opfer der SED-Diktatur und unterstützt andererseits Wissenschaftler, Studenten, Schüler, Journalisten und Filmemacher bei ihren Recherchen.

 


Geschichte


Am Abend des 4. Dezember 1989 gelang ein in der Welt einmaliger Akt von Demokratie. Wie in anderen Bezirksstädten der DDR besetzten auch in Leipzig Bürger im Anschluss an die Montags-demonstrationen gewaltlos die Zentrale der Staatssicherheit und stoppten die seit Tagen laufende Aktenvernichtung. Sie lähmten und entmachteten ein wesentliches Element des SED-Unterdrückungsapparates. Erstmals konnte die Zerstörungsarbeit eines Geheimdienstes beendet und in der Folgezeit offen gelegt werden.

Anlässlich der ersten Kontrollen in den Dienstgebäuden des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bildete sich in der Nacht nach der Besetzung der Stasi Zentrale das Bürgerkomitee Leipzig für die Auflösung der Staatssicherheit. Es entstand aus dem losen Verbund engagierter Bürger, die Tag und Nacht in der "Runden Ecke" über Tausende Akten wachten. Von Anfang an war es Mittler zwischen den Hunderttausenden Demonstranten und der Staatssicherheit und damit der Öffentlichkeit verpflichtet. Neben der Auflösung des MfS und der Sicherung der Akten stand immer auch die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Funktionsweise der SED-Diktatur im Mittelpunkt der Bemühungen. Das Bürgerkomitee hat an der gesetzlichen Regelung zum Umgang mit den Stasi-Akten ebenso mitgearbeitet, wie es sich mit öffentlichen Veranstaltungen für eine aktive Auseinandersetzung mit der jüngsten deutschen Geschichte engagiert. Bis heute bringt es sich intensiv in die Aufarbeitungsdebatte ein und begleitet u.a. die Entwicklung des Stasi-Unterlagen-Gesetz im Punkt StUG-Debatte oder die Diskussion um den Umgang mit ehemaligen Mitarbeitern der Staatssicherheit kritisch.

Am 16. 04. 1991 konstituierte sich das Bürgerkomitee Leipzig als eingetragener Verein.

Mit der endgültigen Übergabe der Verantwortung über die Stasi-Akten aus dem Bezirk Leipzig an die neugebildete Behörde des Sonderbeauftragten für die Stasi- Unterlagen (ab 01. 01. 1992) konzentrierte sich das Bürgerkomitee Leipzig auf die Aufarbeitung der 40jährigen SED-Diktatur, vor allem am Beispiel der Staatssicherheit. Zentrum der vielfältigen Aktivitäten wurde die Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit dem Museum im Stasi-Bunker.